Zum Zeitpunkt des Gesprächs hängt im Büro des Geschäftsführers der Innovative Sensor Technology (IST) AG in Ebnat-Kappel ein Fussballleibchen. «Das gehört meinem Vorgänger Mirko Lehmann. Ich hatte bisher keine Zeit, das Büro einzurichten», erklärt Jörn Lützen. Gerade einmal zwei Wochen sind vergangen, seit das Unternehmen, das zur Endress+Hauser Gruppe gehört, die Berufung des 53-jährigen Physikers zum Geschäftsführer kommuniziert hat. Und bereits auf den 1. Mai hat Jörn Lützen die operative Führungstätigkeit übernommen.
Dass mit ihm ein langjähriger Mitarbeiter an die Unternehmensspitze gerückt ist, sieht Jörn Lützen als Vertrauensbeweis für die Mannschaft der IST AG. Er konnte in den vergangenen Jahren viel Erfahrung sammeln, nicht nur in der technischen Kompetenz und bei der Erarbeitung von kundenspezifischen Lösungen.
Zusammen mit Mirko Lehmann war er für die Suche nach einem neuen Standort für die Firma betraut und betreute weitestgehend den Neubau in den Jahren 2011 und 2012. Auch derzeit kümmert sich Jörn Lützen um eine Standorterweiterung. «Wir sind daran, eine neuere, grössere Produktionsstätte in Tschechien zu bauen. Damit reagieren wir auf das Wachstum, das wir in den letzten Jahren erreichen konnten.»
Wachstum ist auf verschiedenen Wegen zu erreichen
Wachstum ist auch eines der Ziele, die Jörn Lützen zusammen mit den rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der IST AG erreichen möchte. Das soll gelingen, indem die Firma auf den Markt reagiert. Heisst das nun, effizienter werden oder die Produktpalette verbreitern? Sowohl als auch, erklärt Jörn Lützen.
Eine verbesserte Automatisierung erlaube es, höhere Stückzahlen zu marktfähigeren Preisen herzustellen. Er sieht aber auch Potenzial bei der Entwicklung. Einerseits, um neue Parameter nebst Temperatur, Feuchtigkeit und Strömung messen zu können. Andererseits, um die Sensoren in weiteren Bereichen einzusetzen.
Eines aber schliesst Jörn Lützen vorerst aus: «Wir stellen eine Komponente her, ein einzelnes Bauteil. Wir haben nicht die Absicht, in der Wirtschaftskette weiterzugehen.» Die aktuelle Wirtschaftssituation gibt dem Unternehmen recht: Weil die Sensoren in vielen Branchen eingesetzt werden, hat die aktuelle Krise das Unternehmen nicht stark getroffen. Im Gegenteil: «Im Moment laufen bestimmte Märkte sehr stark. Ob das aber nachhaltig ist, muss sich erst weisen.»
Verschiedene Blickwinkel machen den Reiz der Aufgabe
Nachhaltigkeit und langfristiges Denken ist es, was Jörn Lützen an der IST AG und der Endress+Hauser Gruppe begeistert. Das sei es auch gewesen, was ihn vor elf Jahren ins Toggenburg gezogen hatte. Weg von grossen Weltkonzernen in ein KMU, das seither ständig gewachsen ist.
Auch wenn er bisher als COO und in der Geschäftsleitung einen tiefen Einblick in die Firmenführung bekommen hat, sieht er den Wechsel auf den CEO-Posten als «Sprung ins kalte Wasser». Davor fürchtet sich der gebürtige Norddeutsche jedoch nicht. Zumal er mit Matthias Altendorfer, dem CEO der Endress+Hauser Gruppe, eine erfahrene Person an seiner Seite hat.
Er bringe einen gut gefüllten Rucksack mit, ist er überzeugt. Dass er nicht mehr nur eine technische Brille aufhabe, sondern auch eine wirtschaftliche und eine menschliche, mache den Reiz an seiner Aufgabe.
«Maschinen kann man kaufen, der Erfolg der Firma hängt aber stark von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab.»
Die Mitarbeitenden und deren Know-how machen einen grossen Teil des Fundaments der Firma aus. Auf diesem und auf der festgelegten strategischen Ausrichtung will Jörn Lützen aufbauen. Dennoch werde ein neuer Wind spürbar sein als bei Mirko Lehmann. Nicht nur, weil die Aufgaben anders verteilt. Sondern, weil jeder andere Schwerpunkte setzt. So wurde beispielsweise die Führungsspitze mit Alan Ravizza ergänzt, der bisher Geschäftsführer der IST AG in den USA war und seit März den Bereich Verkauf & Marketing unter sich hat.
Möglichkeit, direkt Einfluss zu nehmen
Er freut sich ausserdem auf die Vielfältigkeit der Themen, mit der er als CEO eines KMUs konfrontiert wird. Die Grösse der Firma sei so, dass alle grösseren Themen bei ihm landen. Dazu kommen eine überschaubare Struktur und die Möglichkeit, direkt Einfluss nehmen zu können.
Schon vor elf Jahren hatte die IST AG eine gewisse Strahlkraft auf Jörn Lützen, der bei namhaften Firmen in den USA und in Deutschland gearbeitet hat. Das professionelle Image des Unternehmens, verbunden mit der Attraktivität der Arbeitsplätze im Neubau in Ebnat-Kappel, wirke noch immer auf neue Mitarbeitende, ist er überzeugt.