Kürzlich machten in Wattwil Schliessungsgerüchte über die traditionelle Familienbäckerei Abderhalden die Runde. Doch Tatsache ist: daran ist gar nichts – ganz im Gegenteil.
Was stimmt: Die sich an einer sehr guten, zentralen Lage befindliche Immobilie, in der Geschäftsführer Gregor Menzi und seine Familie seit acht Jahren als Bäcker und Konditoren mit Leidenschaft wirken, ist Anfang Juli verkauft worden.
Allerdings übereignete die bisherige Besitzerin, die Familie Abderhalden, die Liegenschaft nicht an einen auswärtigen Investor, sondern an einen Einheimischen, nämlich an die Einzelfirma Grobau des Wattwilers Thomas Grob. Und dem ist das «Abdi», wie er selbst sagt, «ein Herzensanliegen». Mehr noch:
«Ich finde es wichtig, dass das Café Abderhalden erhalten bleibt, ist es doch in Wattwil eine Institution, wo man sich trifft.»
Im Gespräch – das selbstredend im lauschigen Aussenbereich des «Abderhalden» geführt wird – macht Thomas Grob ziemlich deutlich, dass der Kauf für ihn weit mehr als «nur» ein Investment gewesen ist.
Familieninterne Nachfolge rechtzeitig aufgegleist
Dazu passt, dass die Inhaber des Bäckerei-Cafés Abderhalden (der Firma, nicht der Immobilie), Manuela und Gregor Menzi, gegenwärtig anscheinend erfolgreich planen, was in vielen Familienbetrieben oft mit Schwierigkeiten verbunden ist: eine durchdachte Nachfolgeregelung.
«Unser Plan sieht vor, dass wir uns spätestens mit 60 Jahren aus der Geschäftsführung zurückziehen und die Jungen operativ machen lassen, während wir im Hintergrund noch das eine oder andere machen.»
Das erklärt Gregor Menzi. Mit den «Jungen» sind drei der vier Menzi-Kinder gemeint: Josua (22 Jahre), Micha (20 Jahre) und Salome (19 Jahre). Josua, der zwei Lehren als Koch und Bäcker absolviert hat, wird später die Gesamtleitung übernehmen und für die kulinarische Ausrichtung des «Abderhalden» und seiner Filialen am Bahnhof Wattwil und in Ebnat-Kappel zuständig sein.
«Ich liebe es, Neues auszuprobieren und unsere Kunden zu überraschen.»
So begründet der Tüftler aus Küche und Backstube seine Entscheidung. Dass er sich auf die Geschäftsführung versteht, konnte Josua schon in den letzten Jahren beweisen. Denn er eröffnete, kurz vor dem Corona-Lockdown im Jahr 2020, die «Abderhalden»-Filiale am Bahnhof Wattwil und – lieferte sein kaufmännisches Gesellenstück ab, indem er das Geschäft erfolgreich durch die schwere Zeit brachte.
Schwester Salome, die Bäckerin lernt, soll in Zukunft das Gesicht nach aussen und im Verkauf tätig sein. Und Bruder Micha schaut, dass die Lieferanten liefern, was geliefert werden soll und dass der Maschinen- und Gerätepark professionell in Schuss gehalten wird.
Regionale Nähe und treue Mitarbeitende
Einiges wird jedoch bleiben – wie beispielsweise der Schlorzifladen aus der «Abderhalden»-Backstube. Oder das Versprechen, «möglichst viele Zutaten aus der Region zu beziehen», so Josua Menzi.
Selbst bei Ingredienzen, die nicht im Toggenburg wachsen, wie der Kaffee, achten die Menzis darauf, dass dieser, der Nachhaltigkeit wegen, möglichst nahe geröstet wird.
«Die Verbundenheit zur Region war für uns schon immer sehr wichtig und soll es auch bleiben.»
Das betont Mutter Manuela. Diese zeigte sich auch darin, dass der Betrieb auch während Corona, dank Kurzarbeit und gelebter Solidarität, keine der gut 50 Mitarbeitenden entlassen musste.
«Heute profitieren wir davon, dass wir nach wie vor auf unser langjähriges und motiviertes Personal zählen dürfen. Man sieht ja bei anderen Gastrobetrieben, dass sie es heute sehr schwer haben, überhaupt schon nur Personal zu finden.»
Das betont Gregor Menzi. Die Familienbäckerei Abderhalden scheint somit gut für die mittelfristige Zukunft gerüstet zu sein. Und zwar nicht trotz des Besitzerwechsels, sondern gerade wegen ihm.